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ZOWIAC - Warum Jagdverbände ein Projekt der Goethe-Universität unterstützen

Hintergrund Projekt ZOWIAC

2020 wurde das Forschungsprojekt ZOWIAC (Zoonotische und Wildtierökologische Auswirkungen Invasiver Carnivoren) der Goethe-Universität Frankfurt ins Leben gerufen.

Ziel dieses Projektes sollte die Erforschung einiger „invasiver Arten“ in Bezug auf die Beeinträchtigung unserer Ökosysteme sein und inwieweit sie Zoonosen übertragen können. Insbesondere nimmt man sich der Waschbären, der Marderhunde und des Minks (amerikanischer Nerz) an.

Waschbären sind häufig Träger des Spulwurms. Infektionsrisiko gering.
Waschbären sind zwar häufig Träger eines Spulwurms - das Risiko sich als Mensch darüber zu infizieren ist allerdings verschwindend gering. Bild: René Schleichardt

Was zunächst nach unabhängiger Forschung anmutet, macht auf den zweiten Blick doch etwas stutzig:

Neben dem Deutschen Jagdverband werden bis jetzt sechs Landesjagdverbände als Kooperationspartner aufgelistet! Dazu die Wildland Stiftung Bayern, eine Stiftung des Bayerischen Landesjagdverbandes sowie das Wildtier Kataster Schleswig Holstein, das durch den Landesjagdverband Schleswig Holstein unterstützt wird. Unklar ist auch, warum verschiedene Gruppierungen und Behörden, die sich eigentlich neutral verhalten sollten (wie das HLUNG – Hessisches Landesamt für Naturschutz und Umwelt, das Regierungspräsidium Darmstadt, HessenForst usw.) als „Kooperationspartner“ aufgeführt werden und welche Rolle diese als Kooperationspartner haben.


Weiterhin ist ein marktführender Jagdausstatter als Unterstützer auf der Webseite des ZOWIAC-Projektes gelistet. Nicht eine Tierschutzorganisation ist bei diesem Projekt beteiligt und mehrere Anfragen von Tierschützern an die Projektleitung wurden immer ignoriert!

Projektfinanzierung:

Gemäß der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt (DBU) wird das Projekt mit einer Summe von 418.345,00 EUR gefördert. (1)

Die DBU finanziert auch Stipendien für ZOWIAC-Mitarbeiter, die ebenfalls Jäger sind. (2)

Das gesamte Budget beträgt ca. eine Dreiviertel Million Euro. Leider ist nicht ersichtlich, wie hoch die finanzielle Unterstützung der Landesjagdverbände ist. Aufgrund von Presseberichten gehen wir von bis zu 300.000 Euro aus. (3)


Öffentliche Stimmungsmache und Manipulation Alleine die Webseite www.zowiac.eu enthält eine Vielzahl von Falschinformationen: Beispielsweise wird der sich auch pflanzlich ernährende Waschbär als „Carnivore“ (Fleischfresser) bezeichnet. Wirbeltiere machen in seiner Nahrung tatsächlich nur etwa 15 % aus. Der Marderhund wird sogar bezichtigt, Rehen und Wildschweinen nachzustellen.


Es werden in den Medien bereits viele nicht belastbare Daten bekannt gegeben, obwohl hierzu noch keine seriöse Publikation erschienen ist. Es wird wohl gezielt versucht, die Öffentlichkeit mit Falschinformationen zu verunsichern, um sie für die von der Jagdseite gewünschten stärkeren Bejagung einzunehmen! (4)


Erst vor einigen Jahren versuchte der Deutsche Jagdverband die Politik und die Öffentlichkeit durch das Projekt Fellwechsel GmbH mit der „nachhaltigen“ Verwertung von Pelzen zu überzeugen. Dieses Projekt ist wie vorhergesehen bald gescheitert. Allerdings wurden auch hier Steuergelder im hohen sechsstelligen Bereich verschwendet, vom Tierleid mal ganz abgesehen (5).


Dafür kamen dann in den letzten zwei Jahren immer wieder Artikel, wie gut doch ein Waschbärenbraten als Alternative zur Massentierhaltung sei. Nach dem Motto: „If you can’t beat them, eat them“ hatten die Jagdverbände immer wieder versucht, dafür Werbung zu machen und das Fleisch sei bedenkenlos etc. und jetzt soll der Waschbär plötzlich eine bedrohliche Gefahr für den Menschen durch die Übertragung von angeblich vielen Krankheitserregern darstellen? (6)


Wichtig zu wissen ist, dass das Projekt ZOWIAC von Jägern Kadaver und Blutproben z.B. von getöteten Waschbären und Marderhunden bekommt. Darunter werden auch kranke Tiere oder jene sein, die an Stellen gefunden und getötet wurden, wo vorwiegend auch „bedrohte potentielle Beutetiere“ leben (7).

Deswegen werden von ZOWIAC durch Magenanalysen verschiedene Amphibien (auch einige seltenere) unter den angeblich vom Waschbären 47 verschiedenen erbeuteten Tieren nachgewiesen. Sogar das ganz seltene und in der Rhön lebende, aus Schweden importierten Birkhuhn wird unter den Beutetieren aufgelistet!


FAZIT:

Es sieht ganz danach aus, dass nach einem neuen „vernünftigen Grund“ gesucht wird, um die Schonzeit für diese Tiere komplett aufzuheben und somit auch die Streichung von der EU-Liste der invasiven Arten zu verhindern bzw. wie die bisher in dieser Liste fehlenden Mink und Goldschakal neu aufnehmen.


Vor vermeintlichen Zoonosen, die von diesen Tieren an uns Menschen übertragen werden könnten, müssen wir uns wirklich nicht fürchten, auch der Einfluss auf die Ökosysteme kann als gering bezeichnet werden. Dazu gibt es bereits viele wissenschaftliche Studien, u.a. das Projekt Waschbär von Berit Michler www.projekt-waschbaer.de


Eine Untersuchung bei den vielen Wildtierstationen hätte ebenfalls genügt, sowie wie auch Kotanalysen, um zu sehen inwieweit Krankheitserreger vorhanden sind und wie sich die Nahrung zusammensetzt. Dafür muss kein teures und von der Jagdlobby mit finanziertes und beeinflusstes Projekt Namens ZOWIAC neu ins Leben gerufen werden, um gemäß der FACE, dem europäischen Dachverband der Jäger, die Ausrottung der „invasiven Arten“ zu unterstützen. (8)


Selbst die HGON sieht eine Verfolgung als nicht zielführend:

„Im Vergleich zu anderen Naturschutzproblemen wie der Intensivlandwirtschaft sind die Neobiota kein nennenswertes oder ein nur punktuelles Problem, das sich mit punktuellen Maßnahmen im Sinne der Gesamtsituation des Naturschutzes besser lösen lässt als durch den Aufruf zur Verfolgung.“ (9)


Es wäre wünschenswert, dass diese Tiere wieder von der EU-Liste gestrichen werden. Der Waschbär gilt längst als etabliert und eine Neuaufnahme von Mink oder Goldschakal dient nur dazu, dass die Jäger diese Tiere in Zukunft intensiver bejagen, sogar ausrotten können.


Was sagt die EU-Verordnung?

Lt. EU-Verordnung sind in erster Linie nicht letale Maßnahmen zu ergreifen. Hier ein Auszug des Bundesumweltministeriums:

„Zu den möglichen Gründen für eine Bekämpfung zählt zum Beispiel, dass seltene oder gefährdete Arten oder Lebensräume bedroht sind oder die menschliche Gesundheit gefährdet wird. Gegen Eingriffe spricht, dass diese meist mit großem Aufwand verbunden sind und eine Kosten-Nutzen-Abwägung erfolgen sollte. Außerdem können auch die Bekämpfungsmaßnahmen Schäden anrichten.“ (10)

Dieses ist eindeutig in den Managementmaßnahmen zur Umsetzung der EU-Verordnung 1143/2014 über invasive Arten zu entnehmen, die für alle Bundesländer und somit auch für Hessen gelten. (11)

„Die gezielte Bejagung des Waschbären zum Schutz gefährdeter Arten ist … nur unter besonderen Rahmenbedingungen möglich und sinnvoll“.


Linkverzeichnis:

(1) Fördergelder DBU


(2) Fördergelder ZOWIAC Mitarbeiter


(3) Weitere Artikel zu den Förderbeiträgen


(4) Artikel in der FAZ und anderen Natur.de zum Projekt ZOWIAC


(5) Fellwechsel GmbH


(6) Waschbärenfleisch ein Geheimtipp


(7) Landesjagdverband Hessen Proben ZOWIAC

https://ljv-hessen.de/forschungsprojekt-zowiac-blut-tupferproben-von-waschbaer-mink-und-marderhund-werden-benoetigt/


(8) Empfehlungen der FACE


(9) Positionspapier der HGON zu Neozoen

https://www.hgon.de/fileadmin/HGONContent/02-Unsere-Arbeit/02-Voegel/03-Nilgans/HGON_Position_Neozoen.pdf


(10) Neobiota, wie neue Arten Ökosysteme verändern


(11) Maßnahmen Hessen


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