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  • Claudia Ward

Massaker im Wald - Krieg gegen Wildtiere

Aktualisiert: 15. Sept. 2020

Ab Oktober beginnt sie wieder, die Zeit der Treib- und Drückjagden. Die Treiber stehen schon in den Startlöchern, mobile Ansitzleitern und Drückjagdböcke werden aufgestellt. „Jäger“ kann es kaum erwarten.

Schieß- und Waffenverrückte reisen nicht nur aus den Niederlanden an, um einmal im Jahr Billy the Kid oder Jesse James zu spielen. Aber im Gegensatz zu den Jägern waren die Gunfighter zumindest treffsichere Schützen.


Bei Drückjagden werden Wildschweine und Rehe aus ihren Verstecken von den Treibern mit deren Hunden in Richtung der wartenden Schützen getrieben. Bei den Treibjagden laufen Jäger in geschlossenen Ketten über die Felder und scheuchen Feldhasen, Fasanen, Füchse und andere Wildtiere, die sich vor ihnen befinden, auf. Bei solchen Jagden nehmen oft dutzende Jäger teil, bei revierübergreifenden Jagden auch mal mehrere Hundert. Ziel ist es, so viele Tiere wie möglich zu erlegen.


Die Treiber treffen sich auf nahegelegenen Parkplätzen, Stöberhunde reisen in großen Anhängern mit bis zu 12 Hunden an, die Jagd kann beginnen. Treiber und Hunde verteilen sich im Wald, lautes Gebrüll, mit Stöcken wird gegen Bäume geschlagen, Hundegebell schallt durch den Wald. Die älteren Tiere wissen bereits, was auf sie zukommt und rennen in Panik davon. Es wird auf fast alles geschossen was flieht, dabei kommt es häufig zu Fehlschüssen. Es gibt Untersuchungen, wonach bis zu 60 Prozent der Tiere im Rahmen von Drückjagden nur angeschossen werden und schwerverletzt ins Unterholz fliehen.


Gedärme hängen heraus, die Läufe sind abgeschossen oder im schlimmsten Fall der Kiefer abgeschossen. Diese Tiere leiden furchtbar und verhungern elendig. Jungtiere verlieren ihre Familien, Strukturen werden zerstört.


Nicht immer kommt es zu Nachsuchen der verletzten Tiere, die Hunde der Jäger irren teilweise orientierungslos im Wald umher. Alles rennt, auch die Tiere, die nicht auf der Abschussliste stehen. Vögel schrecken in Panik auf und davon. Wildtiere rennen in ihrer Panik auch auf stark befahrene Landstraßen und es kommt zu Verkehrsunfällen.


Im Winter befinden sich die Wildtiere im Ruhemodus und fahren ihre Körpertemperatur herunter. Jede Aufregung kann jetzt tödlich sein. Durch die Hetzerei rennen die Tiere von null auf hundert los und fahren ihren Stoffwechsel wieder hoch. Die Schreie der angeschossenen Tiere sind unerträglich und kilometerweit zu hören. Die reinste Tierquälerei. Ein Massaker im Wald.


Auch Haustiere sind in Gefahr, in den meisten Bundesländern dürfen sie im Rahmen der Jagd erschossen werden. Spaziergänger mit Hunden oder kleinen Kindern, welche die wenigen, wenn überhaupt vorhandenen Warnschilder nicht sehen, laufen nicht selten Gefahr, von einer Kugel getroffen zu werden. Pferde und Rinder auf Weiden sind ebenso in Gefahr und können von umherfliegenden Kugeln tödlich getroffen werden oder in Panik geraten. Im Eifer der Schlacht, kommt es vor, dass Jäger Pferde oder Ponys mit Wildschweinen verwechseln. Es müsste eine psychologisch-charakterliche Eignungsprüfung geben. Sven Herzog, Forstwissenschaftler, Mediziner und Wildökologe an der Technischen Universität in Dresden, möchte Idiotentests für Jäger einführen. (Gelesen im aktuellen Greenpeace Magazin „Böses Bambi“)


Eines der wenigen Warnschilder Bild: privat

Durch den Kugelhagel zerschossen, kann das Wildfleisch auch kaum verwendet werden, landet wenn überhaupt nur noch als Gulasch auf dem Tisch. Ein Großteil der Tiere wird allerdings nicht verwertet, wird im Wald verscharrt, endet als Luder, um damit den Fuchs anzulocken oder landet in Tierkörperbeseitigungsanstalten. Durch das Ausschütten von Stresshormonen wird das Fleisch zäh, es schmeckt bitter.


Wildscheine und Rehe stehen ganz oben auf der Abschussliste, aber auch Füchse, Feldhase, Rebhuhn und Fasan.


Das Gemetzel in Wald und Flur dauert bis in den Januar hinein, den Tieren wird keine Atempause gegönnt. Und im nächsten Herbst / Winter findet das grausige Treiben erneut statt. Dazu kommen noch die Fuchs- und Raubwildwochen, da schlägt das Jägerherz noch mal ganz hoch, als würde man den Staatsfeind Nr.1 bekämpfen. Die blutige Hobbyjagd gehört endlich abgeschafft mit all ihren Tierquälereien, welche versteckt im Wald unter dem Deckmantel des Artenschutzes und der Absurdität Wald vor Wild abläuft.


Die Jagd reißt Familienverbände auseinander, zerstört Sozialstrukturen, treibt das Rehwild mehr und mehr in den Wald hinein, diese fressen in ihrer Not Bäume und junge Triebe an. Sie trauen sich schlicht nicht mehr aus dem Wald um auf Wiesen nach Kräutern und Wurzeln zu suchen.


Die Wildtiere sind nicht das Problem, sondern die stetig ansteigende Zahl an Hobbyjägern, welche durch die Parolen der Jagdverbände und einer verblendeten Politik angetrieben werden und in einen blutigen Rausch verfallen.


Jahrzehnte lang wurden und werden(!) die Wildtiere praktisch gemästet, zu viel Futter, auch Kraftfutter und Medikamente. Man will schließlich den kapitalen Hirsch mit dem Prachtgeweih, um dieses stolz an seine Wand über den Kamin zu hängen.


Immer mehr Menschen hinterfragen den Sinn und Zweck der Jagd, Jäger und Jagdverbände geraten immer mehr unter Druck, ihr Hobby zu rechtfertigen. Fakt ist, dass sich die Freizeitbeschäftigung Jagd weder ökologisch noch mit dem Artenschutz rechtfertigen lässt.


Wir fordern ein Ende der Hobbyjagd und werden für dieses Ziel kämpfen.

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